KULISSEN DER MACHT

Im Situation Room des Weißen Hauses werden Entscheidungen getroffen, die einen massiven Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen. Aber was passiert hinter den Kulissen der Macht genau? Der neue Film des Oscar-nominierten Regisseurs Dror Moreh führt das Publikum tief in erbitterte Debatten, Gewissensfragen, strategische Kalkulationen und Machtkämpfe und liefert eine intensive Untersuchung der US-Außenpolitik der letzten 40 Jahre. Madeleine Albright, Colin Powell, Hillary Clinton, Samantha Power und viele andere geben ihre seltenen Einblicke in die dramatischen Konflikte der jüngsten Geschichte, die unsere Welt bis heute prägen. Mit einer Kombination von ausführlichen Interviews, seltenem Archivmaterial und beeindruckenden Rekonstitutionen beleuchtet der Film Verhaltensmuster, die zu Stillstand und Untätigkeit führen, selbst im Angesicht eines Völkermords.

FR, ISR, DE / 135 Min
FSK 16
REGIE: Dror Moreh 
BUCH: Dror Moreh, Oron Adar, Stephan Krumbiegel 
DEUTSCHER KINOSTART: 30. Mai 2024

DROR MOREH PRODUCTIONS, LES FILMS DU POISSON, KATUH STUDIO präsentieren ein Film von DROR MOREH Drehbuch DROR MOREH, ORON ADAR, STEPHAN KRUMBIEGEL Kamera KOBI ZAIG, TON NICOLAS MAZET, BRIAN GARFIELD Schnitt ORON ADAR, STEPHAN KRUMBIEGEL Komponistin FREYA ARDE Mischtonmeister MARTIN STEYER Sounddesign SHAHAF WAGSCHALL, MAREK FORREITER Visuelle Effekte MAC GUFF, SNOWDOG STUDIO, AUTOMATIK Koproduziert mit ARTE FRANCE CINÉMA, SWR, BR, THE POST REPUBLIC In Zusammenarbeit mit CANAL+, ARTE FRANCE, BR/ARTE, KAN ISRAELI PUBLIC BROADCASTING Koproduziert mit der Unterstützung von CENTRE NATIONAL DU CINÉMA ET DE L’IMAGE ANIMÉE, FILMFÖRDERUNGSANSTALT, DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS, MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG ausführender Produzent VINNIE MALHOTRA Produziert von DROR MOREH, ESTELLE FIALON, VANESSA CISZEWSKI, SOL GOODMAN, MICHAEL REUTER

TRAILER

KINOTOUR UND SPECIAL SCREENINGS

BerlinFilmkunst6622.05. Berlin-Premiere mit Regisseur, Team & Auswärtiges Amt
MünsterKurbelkistemit Amnesty International Hochschulgruppe Universität Hamburg und Fachgruppe Medien, Journalismus und Film im ver.di Münsterland und Auswärtiges Amt
HamburgZeise Kinos27.05. mit Regisseur und Team
ChemnitzClubkino Siegmar28.05. mit Regisseur und Team, in Zusammenarbeit mit Buntmacher*innen e.V.
KölnCinenova29.05. mit Amnesty International und Friedensbildungswerk e.V.
BerlinDelphi Lux29.05. mit Reporter ohne Grenzen e.V.
DortmundSweet Sixteen30.05. mit Regisseur und Team
RostockLichtspieltheater Wundervoll30.05. mit Medinetz Rostock e.V. und Auswärtiges Amt
MünchenNeues Rottmann31.05. mit Regisseur und Team
NürnbergCinecitta01.06. mit Regisseur und Team
BerlinFilmkunst6602.06. mit Auswärtiges Amt
HamburgZeise Kinos03.06. mit Auswärtiges Amt
BerlinLichtblick-Kino04.06. mit Regisseur und Team
MünchenNeues Rottmann06.06. mit Geschwister Scholl Institut für Politikwissenschaft der LMU München
FrankfurtMal Seh’n12.06. mit Heinrich Böll Stiftung

FESTIVALS UND AUSZEICHNUNGEN

PRESSESTIMMEN 

„ein erhellender Blick auf sehr dunkle Ereignisse“ — The Hollywood Reporter

„erschütternd und herzzerreißend“ — The Washington Post

„fesselnd“ — Deadline

„politische Analysen und ergreifende Offenheit“ — The New York Times

Anna Engelke über „Kulissen der Macht“

Der Film über die amerikanische Außenpolitik der vergangenen 40 Jahre beginnt mit Deutschland. Mit dem, was unsere Vorfahren verbrochen haben. „Kulissen der Macht“ beginnt mit einer Luftaufnahme von Auschwitz aus dem August 1944.

Das „Nie wieder“ – der rote Faden dieses Films – gibt es wegen unserer Vorfahren. Wegen ihres Völkermords an Millionen von Juden. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Lehre für das besiegte und befreite Deutschland: sich raushalten. Aber raushalten – das hat Konsequenzen – eindrücklich zu sehen in diesem im Guten wie im Schlechten atemberaubenden Film von Dror Moreh.

In Ruanda sind deshalb vor 30 Jahren mehr als 800.000 Menschen ermordet worden. Eine Eingreiftruppe mit robustem Mandat von 5.000 Mann hätte diesen Völkermord vielleicht verhindern können. Aber die USA wandten sich ab, ebenso die Vereinten Nationen und wir in Deutschland haben auch nichts gemacht. Außer nach dem Massaker von 1994 das THW zu schicken.

Ähnlich in Bosnien. Drei Jahre haben wir im Westen der „ethnischen Säuberung“ in unserer Nachbarschaft zugeschaut. Es mussten erst im Juli 1995 in Srebrenica mehr als 8.000 bosnische Jungen und Männer von Serben getötet werden, bis sich wirklich etwas tat. Unter der Führung des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton in Washington DC.

Drei Jahre später im Kosovo-Krieg war es wieder die Initiative von Präsident Clinton, die dem erneuten Morden in unserer Nachbarschaft ein Ende setzte. Und Deutschland beteiligte sich zum ersten Mal seit 1945 wieder an einem Krieg. Eine ungewöhnliche Situation. Ich erinnere mich an die täglichen Pressekonferenzen, auf denen der damalige Verteidigungsminister Scharping Tag für Tag über den Verlauf des Kriegseinsatzes im Kosovo informierte. Der zuständige Mann im Kabinett einer mittlerweile geprüften und durchwachsenen Demokratie. Alles eine ganze demokratische Ära von den Kriegsnachrichten der Nazi-Wochenschau entfernt, in der das Oberkommando der Wehrmacht über den Stand der Dinge dauertriumphierend log.

Die Deutschen sollten nach 1945 den Krieg verlernen. Für viele zermürbte Frontsoldaten und ausgebombte Zivilistinnen war das ohnehin ein unbedingter, persönlicher Wunsch. Vor allem aber wollten die Alliierten, dass es mitten in Europa etwas anderes gibt, als einen menschheitsbedrohenden Gefahrenherd.

Die amtierende Bundesregierung wird von einem ehemaligen Zivildienstleistenden geführt. Auch sein Stellvertreter hat den Dienst an der Waffe verweigert und stattdessen bei einer Hamburger Behinderteneinrichtung gearbeitet. Bitte nicht schießen, dieser Überzeugung sind 2,7 Millionen deutsche Männer zwischen 1961 bis 2011 gefolgt. „Kulissen der Macht“ richtet sich nicht ausdrücklich an Deutschland. Stellt aber die Frage in den Raum: Was wollen wir denn, wenn wir vor allem keinem was wollen?

Als sich die Ruander gegenseitig massakrierten gab es in der deutschen Öffentlichkeit niemanden, der wie Richard Clarke im Film, die Möglichkeit aufgebracht hätte, man könne auch Elitesoldaten schicken und das Morden gewaltsam stoppen. Hätte das jemand getan, wäre er als verrückt, oder schlimmstenfalls als unbelehrbarer Militarist in unguter deutscher Tradition niedergemacht worden.

Als es um Syrien ging, hatten viele Deutsche enorm viel Mitgefühl. Vor Journalistenpreisverleihungen sangen Chöre von syrischen Flüchtlingen. In einer Sprache, die niemand verstand und so wenig anmutig, dass es moralisch entzückend sein musste. Wieder hätte sich niemand hinstellen können und fordern: Die Luftwaffe muss sich an einer Flugverbotszone beteiligen, Fallschirmjäger aus Zweibrücken oder Seedorf müssen Fluchtkorridore am Boden absichern. Stattdessen gab es in der öffentlichen deutschen Diskussion zwei Gewissheiten: Obama hat es vermurkst, wie konnte er den Quatsch mit den roten Linien anfangen. Und: Der Konflikt ist militärisch nicht zu lösen. Solche Sätze stempelten deutsche Sicherheitspolitiker gerne wie mathematische Richtigkeiten in jeden Newsletter. Bis die Russen die Ukraine überfielen, waren sicherheitspolitische Spezialisten in der deutschen Debatte meistens unter sich. Als Putins Bomber den Syrienkrieg militärisch zu Lasten der Zivilbevölkerung lösten, wie es Dror Morehs Film so schrecklich zeigt, fiel das Gerede in der deutschen Debatte keinem der Quatschköpfe unangenehm auf die Füße.

„Geschichte“ und „historische Verantwortung“ bezieht sich in Deutschland immer auf die Zeit von 1933 bis 1945. Die Fürchterlichkeiten in „Kulissen der Macht“ sind zwar auch jüngste Zeitgeschichte, aber letztlich die Völkermorde der anderen.

Aus dem Film lässt sich „Nie wieder“ aber als Menschheitsauftrag ableiten. Am Anfang des Films steht das beispiellose deutsche Verbrechen und die Sünde der Untätigkeit. Wer den Film in Deutschland und als Deutscher sieht, muss sich beinahe fragen: Wenn wir immer behaupten, wir hätten aus der Geschichte gelernt, welche meinen wir eigentlich?

ANNA ENGELKE ist Journalistin. Für den NDR hat sie als Korrespondentin in Washington, Berlin und Bonn gearbeitet. Aktuell ist sie Co-Host des NDR Info Podcasts „Streitkräfte und Strategien“. Davor war sie die Sprecherin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

TRIGGER WARNUNG: Dieser Dokumentarfilm enthält Archivmaterial, das zum Teil brutale und explizite Gewaltdarstellungen sowie Bilder von Leid und Verlust zeigt. Der Inhalt kann für sensible Zuschauer*innen verstörend und belastend sein.

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